Lesetipp:
Die Preußische Staatsbahn und der Friedhof in Ahrensfelde
Kann man sich Zusammenhänge vorstellen zwischen einem Bahnunternehmen und einer Kirchhofsverwaltung? Was auf den ersten Blick recht unglaubwürdig scheint, hatte es im Berliner Nordosten gegeben: eine Verknüpfung von Beisetzungen und Bahntarifen. Der von der Evangelischen Stadtsynode Berlin im Jahre 1908 eröffnete Ostkirchhof Ahrensfelde an der Wriezener Bahn sollte die an ihre Aufnahmegrenzen gelangenden Gottesäcker in den eng besiedelten Berliner Ostbezirken entlasten. Die Lage an der Wriezener Bahn bot grundsätzlich eine akzeptable Verkehrsverbindung zum Berliner Osten, was für die Nutzung des Friedhofes „lebens“wichtig war. Im November 1908 ging die provisorische Haltestelle „Ahrensfelde Friedhof“ in Betrieb; später ließ die Synode auf ihre Kosten sogar eine repräsentative Bahnhofsanlage errichten, die am 1. Oktober 1910 eröffnet wurde.
Warum trotz günstiger Verkehrsanbindung die kirchlicherseits erwartete Anzahl von Bestattungen in Ahrensfelde ausblieb, welche Rolle die Königlich Preußische Eisenbahn-Verwaltung als Betreiberin der Wriezener Bahn dabei spielte und warum der zuständige Minister der öffentlichen Arbeiten Verantwortung dafür trug, dass Ahrensfelde „Ein Friedhof fast ohne Gräber“ blieb, hat Dr. Jan Feustel akribisch u.a. aus Akten des Evangelischen Zentralarchivs ermittelt – ein besonderes, ein wenig makaber anmutendes Kapitel der Berliner Verkehrsgeschichte!
Dr. Jan Feustel:
Ein Friedhof fast ohne Gräber.
Der Ostkirchhof Ahrensfelde und die preußische Eisenbahn
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 6/2008, S. 150-154