Lesetipp:
Niebüll – Westerland: Der neue Weg
Bis zum 1. Juni 1927 war Sylt eine abgelegene Insel in Deutschlands Norden. Zwar hatte es zuvor schon Erholungssuchende gegeben, die die damals unberührte Natur und das heilsame Klima zu schätzen wussten, aber die Überfahrt zur Insel war sehr umständlich, zeitaufwändig und zeitweise auch nicht ungefährlich. Gleichermaßen schwierig war für die Inselbewohner der Kontakt zum Festland, wo sie Erzeugnisse der Insel vermarkten wollten. Als vor dem Ersten Weltkrieg außer diesen wirtschaftlichen Aspekten und den privaten Reisebedürfnissen auch noch militärstrategische Interessen an einer Bahnverbindung zur Insel laut wurden, kam neue Bewegung in alte Dammbaupläne. Paul von Breitenbach, zuständiger Reichsminister in Berlin, griff einen Vorschlag des Sylter Bürgervereins auf und legte dem Preußischen Abgeordnetenhaus eine entsprechende Denkschrift vor: Der Damm werde „auf die weitere Entwicklung der Bäder eine belebende Wirkung“ ausüben und „die Bahn die gesamten wirtschaftlichen Verhältnisse des von ihr berührten Gebietes wohltätig beeinflussen.“ 1913 wurde der Dammbau beschlossen, doch der Erste Weltkrieg verhinderte den Baubeginn. Schließlich begannen die Arbeiten im Frühjahr 1923.
Wolfgang Kiebert hat die Vorgeschichte zum Bau des Hindenburgdammes und die mehr als vierjährige Bauzeit detailliert beschrieben. Mehrfach wurden die Bauarbeiten durch extreme Wetterverhältnisse behindert und sogar unterbrochen. Der genau recherchierte Artikel, ergänzt durch viele zeitgenössische Fotos und Karten, verdeutlicht die außergewöhnlichen Leistungen, die bis zur Eröffnung des Hindenburgdammes am 1. Juni 1927 erbracht werden mussten. Noch heute ist die Bahnverbindung über den Hindenburgdamm die Lebensader der Insel. Für Sylt-Besucher ist die Fahrt über den 12 Kilometer langen Damm zwischen den Weiten des Wattenmeeres ein besonderes Reiseerlebnis.
Wolfgang Kiebert:
Niebüll – Westerland: Der neue Weg
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 1/2017, S. 2-9
Die Geschichte des Eisenbahndammes vor und nach seiner Eröffnung wird ausführlich in dem Buch „Der neue Weg – Zur Geschichte des Hindenburgdammes“ bis zum Jahr 2016 beschrieben und illustriert. Das Buch ist im Verlag Bernd Neddermeyer (VBN) erschienen und kostet 19,80 €.