Lesetipp:
Wiederaufbau des Schlesischen Bahnhofs
Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war der Schlesische Bahnhof (heute Ostbahnhof) für die sowjetische Siegermacht von besonderer Bedeutung: Von hier aus lief der Bahnverkehr mit der Sowjetunion. So erging von sowjetischer Seite der Befehl, die Zerstörungen am Bahnhofsgebäude schnellstens zu beseitigen. Darüber hinaus waren laut Anweisung „erträgliche Verhältnisse hinsichtlich der Betreuung der Fahrgäste“ zu schaffen. Wolfgang Kiebert hat diverse Akten gesichtet und Planungen sowie Bauabläufe beim Wiederaufbau des Schlesischen Bahnhofs detailliert beschrieben.
Der Beitrag ist nicht nur ein interessantes Stück Berliner Bahngeschichte, sondern er gibt auch Einblicke in die Nachkriegssituation der zerstörten Stadt. Man erfährt von dem Druck, den die sowjetischen Stellen ausübten, und es teilt sich mit, welche Schwierigkeiten die zuständige deutsche Bahnverwaltung zu bewältigen hatte, den sowjetischen Befehlen nachzukommen. Interessant sind auch die verschiedenen Pläne zur Neugestaltung der Hauptfassade des Bahnhofsgebäudes; der Beitrag zeigt einige dieser Pläne.
Viele Fotos setzen die damalige Lage anschaulich ins Bild: zerstörte Bahnhofsteile, Ankunft von ersten Fernzügen aus Moskau, das neue Empfangsgebäude im zeitgemäßen Fahnenschmuck. Wer kann sich heute am Ostbahnhof beim Einsteigen in einen ICE oder bei der Durchfahrt mit der S-Bahn die Situation von damals noch vorstellen?
Wolfgang Kiebert
1945-1950: Wiederaufbau des Schlesischen Bahnhofs
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“,
Heft 2/2015, S. 30-35