Lesetipp:
Ein „Königsplatz“ im Industriegebiet
Kein Monarch war der Namensgeber, sondern ein Fleischermeister! Zwischen 1907 und 1935 hieß die durch ein Bahngleis aufgeweitete Straßenkreuzung Wilhelminenhof-/Edisonstraße in Oberschöneweide offiziell „Königsplatz“. Fritz König (1849−1928) war Gemeindevertreter, wohlhabender Fleischermeister und Oberschöneweider Original, dessen markante Immobilie bis heute die Nordostfront der Kreuzung prägt. Der „Königsplatz“ – der alte Name ist immer noch im Umlauf – war und ist ein besonderer Berliner Verkehrsort, an dem sich Stadtgeschichte (auch Weltgeschichte!) spiegelt. Die Autoren beschreiben die Entwicklung der Gegend: Wie aus der „Wiese an der Sprew neben der schönen weide“ ein Ort mit opulent ausgebauten Vergnügungsetablissements an den Spreeufern und schließlich eine „Elektropolis“ wurde.
Die Gegend um den „Königsplatz“ wurde Wiege der deutschen und internationalen Elektroindustrie; bis 1989 war sie größter Industriestandort der DDR. Personen- und Güterverkehr rollte über den „Königsplatz“. Die „Bullenbahn“ transportierte Materialien und Industrieerzeugnisse; zahllose Straßenbahnen beförderten tausende Beschäftigte. Die Wiedervereinigung brachte schmerzhafte Veränderungen. Inzwischen hat die Gegend als Hochschulstandort wieder eine Perspektive. Geradezu wie ein Symbol erscheint das Haus von Fleischermeister König, das die Zeiten überdauerte und dessen renovierte Frontseite noch immer den Platz beherrscht. Streckenskizzen, Zeitungs-Faksimiles und diverse Fotos, darunter zwei Farbseiten, setzen den Verkehrsort „Königsplatz“ ins rechte Bild.
Lutz Habrecht/Michael Günther
Berliner Verkehrsorte im Wechsel der Zeiten:
Ein „Königsplatz“ im Industriegebiet.
Verkehr in der „Elektropolis“ von Berlin-Oberschöneweide.
In: Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 6/2015, S. 150-165
Nachtrag zum „Königsplatz“
In: Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 1/2016, S. 16-17