Lesetipp:
Schwebend durch Berlin
„Als wenns de schwebst!“ sagt der Berliner, wenn er besonders weich und erschütterungsfrei befördert wird. Schweben im öffentlichen Nahverkehr war in Berlin um 1900 wirklich einmal ein Thema!
Bereits vor der Jahrhundertwende hatte es verschiedene Pläne für eine Schwebebahnstrecke in Berlin gegeben. Nach dem Erfolg der 1901 in Elberfeld-Barmen eröffneten Schwebebahn über der Wupper bemühte sich die in Nürnberg ansässige „Continentale Gesellschaft für elektrische Unternehmungen“ um die Genehmigung für den Bau einer Schwebebahn in Berlin. Es ging um eine Nord-Süd-Verbindung zwischen Gesundbrunnen und Neukölln. Das Projekt der Nürnberger stand in Konkurrenz zu Plänen der Berliner „Allgemeinen Elektrizitäts-Gesellschaft (AEG)“, die diese Nord-Süd-Verbindung als Untergrundbahn bauen wollte. Die Nürnberger hatten nicht nur konkrete Pläne zum Streckenverlauf vorgelegt, sondern in der Brunnenstraße schon eine Demonstrationsstrecke ihrer Schwebebahn errichtet.
Axel Mauruszat stellt diese Planungen in Wort und Bild vor, und er schildert die Bemühungen der Kontrahenten, jeweils ihr Projekt durchzusetzen. Wie man dabei die zuständigen Verwaltungen für sich gewinnen wollte, welche Rolle schon damals etliche „Wutbürger“ spielten, und warum dann statt einer Schwebebahn die Strecke letztlich unterirdisch gebaut wurde – das alles hat Mauruszat genau recherchiert und mit Auszügen aus zeitgenössischen Quellen überzeugend belegt. Wer denkt bei der Fahrt mit der heutigen U8 schon daran, dass zwischen Gesundbrunnen und Neukölln einmal geschwebt werden sollte?
Axel Mauruszat:
Schwebend durch Berlin.
Von den gescheiterten Bemühungen, in Berlin eine Schwebebahn zu errichten
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“,
Heft 5/2013, S. 122-128