Lesetipp:
Ein Straßenbahnunglück schockiert Berlin
Es war ein folgenschweres Straßenbahnunglück, zu dem es am 15. April 1928 nach einem für Hertha erfolgreichen Fußballspiel im Deutschen Stadion kam. Ein überfüllter Drei-Wagen-Zug hatte in der abschüssigen Rennbahnstraße (heute Flatowallee) auf schmierigem Gleis zunehmend ein solches Tempo entwickelt, dass er sich nicht mehr rechtzeitig bremsen ließ. In der scharfen Kurve zur Heerstraße sprang er aus den Schienen und stürzte um. 6 Tote und über 100 Verletzte.
Was war die Ursache? Der scheinbar hilflose Fahrer? Die abschüssigen, vom Aprilschnee besonders schlüpfrigen Gleise? Das Aufsichtspersonal, das eine Erstürmung und Überfüllung dieses ersten Sonderzuges nicht verhindert hatte? Die Entscheidung der Straßenbahngesellschaft für die Ausrüstung der Fahrzeuge mit der aus ihrer Sicht wirtschaftlicheren elektrischen Bremse, die nun versagt zu haben schien? Der relativ leichte Triebwagen 3104 des Typs U 3 l, der die zwei schwereren (überfüllten!) Beiwagen des neuen Typs B 24/25 nicht hatte abbremsen können? Die politische Entscheidung, alle wichtigen Nahverkehrsunternehmen in städtische Verwaltung zu bringen?
Der Artikel wertet etliche zeitgenössische Quellen aus: Zeitungsberichte, Unfallprüfungsprotokolle, Sitzungsberichte der Stadtverordnetenversammlung … Und am Ende wird auch die Frage gestellt, welche Konsequenzen das katastrophale Unglück an der Heerstraße für den Berliner Straßenbahnbetrieb hatte.
Michael Günther:
Ein Straßenbahnunglück schockiert Berlin
An der Heerstraße stürzt 1928 ein überfüllter Drei-Wagen-Zug um
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 4/2012, S. 90-99