Lesetipp:
Der Pichelswerder und seine Brücken
1911 konnte sie eröffnet werden, die Döberitzer Heerstraße. Quer durch den Grunewald und den Pichelswerder, auf zwei mächtigen Brücken den Stößensee und die Havel überwindend, ersparte sie damals den kaiserlichen Heerscharen beim Marsch ins Döberitzer Manövergelände den sperrigen Umweg über Spandau. Die Heerstraße ist, obwohl sie ihren militärischen Namen bis heute im Kern behielt, längst eine zivile Ausfallstraße, besonders wegen der beiden kühnen Brückenkonstruktionen beim Pichelswerder.
Überhaupt ist Pichelswerder von alters her ein interessanter Verkehrsort. Lange war hier die Havel wichtigster Verkehrsweg; erste Dampfschiffe kamen aus Pichelsdorfer Werften. Als der Fluss später zunehmend auch Verkehrshindernis wurde, mussten Fährboote, Pontonbrücke und schließlich zwei außergewöhnliche Stahlkonstruktionen zur Flussüberbrückung her.
Nicht realisierte Schnellbahnpläne, eine doch realisierte Schnellstraßenbahn (und deren Stilllegung), ins Manöver ziehende Heere, dann Krieg, Zerstörung und Wiederaufbau, politische Trennung und Wiedervereinigung – Pichelswerder und die Heerstraße sind Spiegelbild der Berliner Geschichte.
Peter Rode; Michael Günther:
Berliner Verkehrsorte im Wechsel der Zeiten:
Der Pichelswerder und seine Brücken.
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 6/2011, S. 158-167