Lesetipp:
Bevor der Adler rollte …
Im Jahre 2010 wurde die 1835 eröffnete „Ludwigsbahn“ zwischen Nürnberg und Fürth als erste deutsche Eisenbahn gefeiert. Der 175 Jahre zuvor von einer Dampflokomotive beförderte Zug gilt allgemein als der Ursprung des Eisenbahn-Zeitalters in Deutschland. Doch dieses zweifellos wichtige Ereignis hatte eine Vorgeschichte, die bei den Jubiläumsfeierlichkeiten etwas ins Hintertreffen geraten war. Nicht nur im Eisenbahn-Mutterland England, sondern auch in deutschen Landen hatte es vor 1835 bereits Verkehrsanlagen gegeben, die im Sinne des bekannten Reichsgerichtsurteils von 1879 als Eisenbahn gelten können.
Norbert Kuschinski hat etliche der Vorläufer des auf der Ludwigsbahn ab 1835 dampfenden „Adler“ aufgespürt und ihre Konstrukteure sowie das technische und wirtschaftliche Umfeld dieser frühen Bahnen beschrieben. Bereits 1787 war bei Bochum eine Bahn zum Transport von Steinkohle in Betrieb gegangen. Auf der heute als „Rauendahler Schienenweg“ bezeichneten Strecke liefen die Kohlewagen auf Gleisen, zunächst mit hölzernen Bohlen, ab etwa 1794 auf eisernen Schienen. Überhaupt hatte es im kohlenreichen Ruhrgebiet verständliches Interesse an wirtschaftlichen Transportmitteln für das „Schwarze Gold“ gegeben. Friedrich Harkort, älterer Bruder des später als Vorsitzender der Leipzig-Dresdner Eisenbahn-Companie bekannt gewordenen Gustav Harkort, hatte sich 1825 für eine von Pferden betriebene Einschienenbahn eingesetzt, dann aber 1829 eine aus heutiger Sicht „konventionelle“ Zwei-Schienen-Bahn realisiert.
Kuschinski hat Spuren jener frühen Eisenbahnen gesucht – und nicht nur etliche gefunden, sondern damit auch ein interessantes Kapitel Verkehrs- und Industriegeschichte in Wort und Bild anschaulich beschrieben.
Norbert Kuschinski:
Bevor der ADLER rollte …
Die ersten Eisenbahnen in Deutschland
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 5/2011, S. 126-137