Lesetipp:
Die „Warschauer“ Wagen
Auch Straßenbahnen gerieten ins Räderwerk des Zweiten Weltkrieges: 1939 hatten die Warschauer Straßenbahnen zur Modernisierung ihres Wagenparks eine Serie von 60 Trieb- und 40 Beiwagen in Auftrag gegeben. Als „nach der Besetzung Polens die Warschauer Straßenbahn von Wagenbestellungen … keinen Gebrauch machen konnte“, trat die Berliner Verkehrsgesellschaft (BVG) in die Lieferverträge ein. Die Berliner konnten mit den hier als TF 40/B 40S bezeichneten Fahrzeugen den seit Kriegsbeginn gestiegenen Anforderungen an den Straßenbahnbetrieb - der Busverkehr war wegen Treibstoffrationierungen stark eingeschränkt worden – besser entsprechen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges gehörten die „Warschauer“ in Berlin zum gewohnten Straßenbild. Im August 1945 verlangte eine polnische Repatriierungskommission von der BVG die Herausgabe der ursprünglich für den Einsatz in der polnischen Hauptstadt bestellten „Warschauer“; noch im gleichen Jahr erfolgte der Abtransport. In Warschau gehörten diese Fahrzeuge, nun als K/P15III bezeichnet, über drei Jahrzehnte zum Stadtbild. Zwei Exemplare dieses Fahrzeugtyps haben die Geschichtsläufe überstanden und sind als mustergültig restaurierte Museumsfahrzeuge in Warschau zu besonderen Anlässen in Betrieb.
Reinhard Schulz hat die wechselvolle Geschichte der „Warschauer“ und viele bisher kaum bekannte Details zu einem verkehrsgeschichtlichen Beitrag zusammengestellt, der nicht nur Straßenbahnfreunde interessieren dürfte. Der Text wird abgerundet durch eine Vielzahl teilweise seltener Dokumente und Fotos, die diese Fahrzeuge während ihrer Einsätze in zwei europäischen Hauptstädten zeigen.
Reinhard Schulz:
Die „Warschauer“ Wagen.
Vom Berliner TF 40/B 40S zum Warschauer K/P15III
In: „Verkehrsgeschichtliche Blätter“, Heft 4/2009, S. 86-97